Iskiographie

AIRLINES · Vogelspuren in der Luft

Wer kennt nicht die Sehnsucht, wie ein Vogel durch die Luft zu gleiten? Meist bleibt uns nur das Staunen über die Eleganz des Adlerfluges oder die Tollkühnheit, mit der Mauersegler über den Himmel jagen.

Mit einem komplexen video- und phototechnischen Verfahren gelingt es, die Schönheit dieser Vogelspuren in der Luft aus tausenden von Einzelbildern nachzuzeichnen.

Im Gegensatz zur Photographie – dem Schreiben mit Licht – möchte ich dieses Verfahren als Iskiographie – Schreiben mit Schatten – bezeichnen.

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Iskiographie – das Gegenteil von Photographie

Beim Hören von Sprache oder Musik erscheint es uns selbstverständlich, dass wir dies nur während des Vergehens von Zeit erleben können. Das Betrachten einer Landschaft oder eines Bildes hingegen suggeriert das Stillstehen der Zeit. Erst wenn ein Blatt vom Baum fällt oder ein Vogel vorbeifliegt, wird uns bewusst, dass sich eben doch alles immer verändert – verändern muss. Ohne ständige Bewegung, ohne Zeit kann unsere materielle Welt nicht existieren.

Es war noch zu Zeiten der analogen Photographie, als ich einen Schwarm Fliegen beim morgendlichen Ballett vor einem Fenster beobachtete. Das Auf und Ab der schwarzen Punkte verschmolz in meiner Wahrnehmung zu einem Knäuel verschlungener Linien. Gerne hätte ich diese Tanzbewegungen mit einer Langzeitbelichtung auf Film festgehalten. Aber die dunklen Pünktchen wären schnell vom hellen Licht des Fensters verschluckt worden. Ähnlich ging es mir, wenn ich bei Wanderungen einen Bussard oder Adler seine Kreise ziehen sah oder in der Stadt die Mauersegler bei ihrer verwegenen Luftakrobatik beobachtete.

Lichtspuren in der Dunkelheit haben schon die Pioniere der Photographie im 19. Jahrhundert, vor allem nach dem Aufkommen des elektrischen Lichts Anfang des 20. Jahrhunderts zu faszinierenden Aufnahmen inspiriert. Bei meinem Projekt “NACHTZUG – Spuren der Raumzeit” habe ich durch die Bewegung des Films während der Belichtung den Aufnahmen aus fahrenden Verkehrsmitteln noch eine zusätzliche Zeitachse hinzugefügt.

Aber die Aufzeichnung längerer Bewegungen dunkler Objekte vor hellem Grund ist per Definition phototechnisch nicht möglich. Dazu bedarf es des Gegenteils der Photographie, der Iskiographie, wie ich es nennen möchte.
(Photographie = Schreiben mit Licht / Iskiographie = Schreiben mit Schatten, griechisch ίσκιος / iskios = Schatten).

Zahlreiche Versuche mit analogen photo- oder filmtechnischen Verfahren ergaben keine brauchbaren Ergebnisse. Erst modernste digitale Photo- und Videotechnik sowie spezielle Softwarekomponenten stellten geeignete Werkzeuge bereit, die zum Ziel führten. Diese ermöglichen nun die automatisierte Rekonstruktion von Tausenden von Einzelbildern ausgewählter Videopassagen zum Bild einer Bewegungsspur. Ähnlich den Kondensstreifen eines Flugzeugs zeichnet sich damit der exakte Bewegungsverlauf zum Beispiel eines Vogelfluges  als dauerhafte Spur ab.

So wie wir die Schönheit von Musik nur im Vergehen der Zeit erleben können, können wir auch die Schönheit eines Adlerfluges mit unseren Augen nur im Moment dieser Gleichzeitigkeit von Entstehen und Vergehen wahrnehmen.  Aber so wie für die Aufzeichnung von Melodien die Notenschriften entwickelt wurden, die zumindest Musiker als Partitur mit einem Blick erfassen können, so entsteht mit dem Verfahren der Iskiographie quasi eine Partitur des Vogelfluges.

Konzeption und Realisation: Lothar Schiffler
Technische Assistenz: Nikolai Klassen
Redaktion: Marion Engels

Making-of AIRLINES XI-1


Das Video zeigt die Entstehung der Flugspuren von vier Mäusebussarden, die über den Weinbergen im Markgräfler Land gleiten. Das aus diesem Video von Herbst 2011 entstandene Bild ist die erste Iskiographie des Projektes.

Es ist nicht immer einfach, den geeigneten Standpunkt und Blickwinkel für die Kamera zu finden. Für AIRLINES XI-1 wurde sie einfach auf die Straße zwischen den Weinbergen gelegt.

Führung durch die AIRLINES-Ausstellung


In diesem Video führt die Journalistin Andrea Mall durch die AIRLINES-Ausstellung im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried im Frühjahr 2021. Lothar Schiffler und Nikolai Klassen erläutern phototechnische, kunsthistorische und ornithologische Aspekte des AIRLINES-Projekts.

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